Ethanol E85
Das Bio-Benzin
Ethanol wird hergestellt aus zucker-, stärke- und cellulosehaltigen Pflanzen, wie beispielsweise Weizen, Mais, die Zuckerrübe oder das Zuckerrohr. Vorteilhafte Kraftstoffeigenschaften sind die hohe Klopffestigkeit bei der Verbrennung und die ca. 90 prozentige Verminderung aller Abgaskomponenten, bis auf Schwefeldioxid, das bei der Verbrennung überhaupt nicht mehr entsteht. Zwar erhöht sich aufgrund des geringeren Heizwertes der Verbrauch, dafür lässt sich aber dank der höheren Oktanzahl von 104 bei einem entsprechenden Motormanagement die Leistung erhöhen. Zur Verbesserung der bei Verwendung von reinem Ethanol ungünstigen Kaltstarteigenschaften werden dem Ethanol etwa 15% Super-Benzin beigemischt. Das so hergestellte Gemisch trägt die Bezeichnung ‚E85'. Die Erstehungskosten von absolutiertem Ethanol liegen in Brasilien bei ca. 25 Cent pro Liter. In Deutschland haben wir leider die doppelten Erstehungskosten. Um wirtschaftlicher produzieren zu können, gibt es sinnvolle Ansätze zur Weiterverarbeitung der Abfallprodukte.
In Brasilien, dem weltweit größten Ethanolproduzenten, wird Ethanol als Kraftstoff seit über 30 Jahren verwendet. Zwei drittel aller dortigen Neuzulassungen sind so genannte Flexfueler (FFV), die mit Benzin oder reinem Ethanol, in welcher Mischung auch immer, fahren können. Der Rest der brasilianischen Pkws fährt mit Benzin, dem zwischen 20-24% Alkohol beigemischt wird. Die deutsche Automobilindustrie ist weltweit führend in der Produktion von FFVs, deren Marktanteil in Brasilien bei 60 Prozent liegt.
Dem Beispiel Brasiliens sind die USA gefolgt, die bereits über 20 verschiedene bivalente Fahrzeugmodelle anbieten und E85 in zahlreichen Bundesstaaten bereit stellen. Die USA sind weltweit die zweitgrößten Ethanolproduzenten. Selbstverständlich erhalten Sie auch dort eine C oder E Klasse von Mercedes Benz als FFV. Interessant ist, dass dem Benzin in vielen Bundesstaaten 10% Ethanol beigemischt wird. Herstellerfreigaben aller führenden Kraftfahrzeughersteller und Motorenhersteller liegen seit Jahren vor.
Die deutsche Bundesregierung gibt sich in einer internationalen Vorreiterrolle und möchte die EU-Vorgaben einer 5,75-prozentigen Verwendung regenerativer Kraftstoffe bis 2010 sogar übertreffen. So sollen bereits ab 2009 10% Ethanol zum herkömmlichen Normal- bzw. Superbenzin beigemischt werden. Trotz der Steuerbefreiung von E85 (bis 2015) liegt die Energiesteuer (2008) bei ca. 10,5 Cent per Liter. Die Zulassung von öffentlichen E85-Tankanlagen stößt zur Zeit noch auf genehmigungstechnische Hemmnisse. Die Bundesregierung bemüht sich jedoch darum, Erleichterungen zu schaffen.